Der Stadtparkstaffelmarathon beginnt langsam Konturen anzunehmen.

10.10. (JS)

Sonntag 6. Oktober 14:34 Uhr: Geschafft! Der letzte Läufer der letzten Staffel hat die Ziellinie überquert. Die Zeit ist gestoppt, aus den Lautsprecherboxen klingt noch ein Rest von „One Step Beyond“. Madness eben.

Aber noch mal kurz die Zeit zurückgedreht:

Es ist 5:00 Uhr als der Wecker klingelt. Die Richtungspfeile für die Laufstrecke gerade mal seit 4 Stunden fertig.
Die To-Do-Liste neben dem Kaffeebecher am Frühstückstisch. Hinter fast jedem Eintrag ein Häckchen.

Spätestens, wenn der Busfahrer von der Haltestelle abfährt, ist es zu spät. Wenn jetzt noch etwas Wichtiges vergessen ist, heißt es eben improvisieren. Ein Griff in die Hosentasche. Die Finger fühlen die Konturen des Taschenmessers. Unbedingt nötig für die Äpfel, die es im Ziel geben soll.

Noch 4 Stunden bis zum Start. Lass die S-Bahn pünktlich fahren, keine Stellwerksstörungen bitte, einfach nur zügig zum Stadion im Stadtpark kommen. Und bitte keinen Regen!

Ankunft im Stadtpark. Es ist trocken geblieben. Der Platzwart ist verärgert, wartet schon seit über einer halben Stunde. Und mit den selbstgebackenen Medaillen ist Claudia auch nicht zufrieden. Da weinen wir später drüber, jetzt muss aufgebaut werden. Zwei Tische für die Startunterlagen und dann schnell noch die Startnummern überprüfen, bevor die ersten Staffeln erscheinen. Was wir machen wollen, wenn eine Startnummer fehlt ist mir auch nicht ganz klar, aber es sieht alles ganz gut aus.

Noch 2 Stunden. Der Bulli mit dem restlichen Material kommt. Spätestens jetzt wird es unübersichtlich. Die Mikrofonanlage erweist sich als Problem, etliche Knöpfe und Regler, ich glaube Tontechniker ist ein Ausbildungsberuf. Ich bin Koch! Die Zeit bis zum Start läuft, ich werde nervös, aber dann endlich: nicht nur das Mikro ist zu hören, auch die Musik kommt rüber. Nächster Schritt. Die Zeitanzeige. Laptop läuft, Monitor läuft, aber kein Bild. Es fehlt nun doch ein HDMI-Kabel. Oder eine Fernbedienung. Haben wir beides nicht, aber Ulf. Während er sich auf den Weg macht (eine halbe Stunde meint er zu brauchen), wird die Strecke markiert. Sprühkreide und Richtungspfeile; nicht dass sich wieder wer verläuft, wie im ersten Jahr!
Die Streckenposten trudeln ein. Manuel ist noch auf der Strecke, kann ihnen sein Rotationsprinzip noch nicht erklären. Aus den Augenwinkeln sehe ich die Staffeln ihre Startnummern abholen und auch das Bufett von OpenSports wird schon die Treppe zur Tribüne hochgetragen.
Wer die Trinkwasserbehälter und die Äpfel hinter dem Zieleinlauf aufgebaut hat, habe ich nicht mitbekommen, aber auch die Flatterbänder und Markierungshütchen, die Wechsel~ und Zieleinlaufzone von einander trennen, sind schon aufgebaut. Die Vorbereitungen laufen, als hätten wir diesen Staffelmarathon schon etliche Male ausgerichtet.

Der Radbarista braucht Strom, deshalb wird die Musik jetzt abgestellt. Ich glaube es nicht: das war doch letztes Jahr kein Problem! Aber auch dafür hat irgendwer eine Lösung gefunden, nur leider hat das Kabel vom Tablet zum Mischer jetzt einen Wackelkontakt. Hätte ich es doch besser noch mal getestet oder noch besser: Ersatz mitgenommen. Echte Profis haben immer eine ganze Kiste voller Kabel dabei, in der sie immer etwas Passendes finden, oder zumindest einen Lötkolben für kleinere Reparaturen. Schließlich läuft die Musik aber wieder und auch Ulf ist wieder da. Zum HDMI-Kabel hat er noch einen großen Monitor mitgebracht. Hat keinen Standfuss, aber ein Paar Transportriemen um den Tisch gewickelt tun es auch. Improvisieren eben. Die Zeitanzeige läuft.

Die Streckenmarkierung ist inzwischen abgeschlossen und die Warnwesten an die Streckenposten verteilt. Das Rotationsprinzip im Ohr und einen Streckenplan in der Hand, begeben sich die ersten Helfer*innen auf die Strecke: die einen zu einem sonnigen Standort, die anderen erst einmal in den Schatten.

Von all diesen Vorbereitungen und kleineren Problemen haben die über 200 Läufer*innen im Stadion nur wenig bemerkt. Soll ja auch so sein. Die 47 Staffeln, die schlussendlich gekommen sind, bereiten sich für ihren Lauf vor. Die einen haben ambitionierte Ziele, sind zum Teil schon zum dritten Mal dabei, andere wollen einfach nur Spass haben und einen schönen Lauf durch den herbstlichen Stadtpark genießen.

Die Sonne scheint über das Planetarium auf die Tartanbahn, es sind plötzlich nur noch drei Minuten bis zum Start! Die Startläufer*innen haben sich positioniert und warten auf das Signal. Hells Bells, na klar! Dann noch ein Countdown und fast pünktlich um 10:00:02 Uhr geht es los.

Die Spannungskurve ist vorerst etwas abgeflacht und weicht einer gewissen Melancholie. Für schätzungsweise fünzehn bis zwanzig Minuten ist Pause. Innerlich zumindest, denn jetzt läuft alles, beziehungsweise laufen jetzt alle, und der 3. Stadtparkstaffelmarathon ist nicht mehr zu stoppen. Für die nächsten 5 Stunden nicht mehr.

Mit dem Eintreffen der ersten Läuferin im Stadion nach ca. 16 Minuten ist die vorübergehende Ruhe allerdings vorbei. Spätestens jetzt befinden wir uns mitten im Rennen. Mit den „Berlingo Runners“ haben wir nicht gerechnet. Diese Staffel ist zum ersten Mal angetreten und hat gleich einen guten Vorsprung vor „Design2Run“, die wir aus den letzten beiden Jahren kennen. Obwohl nicht wirklich darauf vorbereitet, kommentieren wir von nun an das ganze Geschehen am Mikrofon. Jeden Staffel-Wechsel, jeden Einlauf ins Stadion begleiten wir, zwischendurch fragen wir uns was die Namen der Staffeln bedeuten. „DwarsLoopers“ laufen seitwärts aber Hand-in-Hand, „Orange Hot Chilly Schippers“ handeln nicht mit Gewürzen, „Friedrich List“ hat mehr mit Eisenbahnen am Hut als mit Büchern und „Staffelokokken“ hören sich irgendwie krank an, sind aber ganz schön schnell!

Für die Läufer*innen auf der Strecke ist jetzt für jeweils 8,4 Kilometer höchste Konzentration angesagt und auch für die Streckenposten, die alle 20 Minuten nach dem Rotationsprinzip ihren Standort wechseln. Die Laufstrecke ist nicht nur unübersichtlich und kurvenreich, sondern auch bevölkert von Spaziergänger*innen mit oder ohne Hund oder Kinderwagen. Das Wetter ist aber auch einfach zu gut!
Manche Läufer*innen absolvieren auch mehr als zwei Runden. Das unbeständige Wetter in den vorangegangenen Wochen, hat doch zu einigen Ausfällen geführt. Einige Staffeln konnten gar nicht antreten und bei manchen hat es nicht mehr zu einer 5er-Riege gelangt.

Als sich abzeichnet, dass die „Berlingo Runners“ auch bis zum letzten Staffelwechsel in Führung liegen, wird es Zeit den Zieleinlaufkorridor vorzubereiten. Jetzt ist viel Flatterband nötig um die weiteren Staffelwechsel und die Zieleinläufe von einander zu trennen. Spätestens jetzt beginne ich mir Sorgen darum zu machen, ob die Zeitmessung funktioieren wird; nach der Zeitmessung mit Tabletts in zwei Teams im ersten Jahr, und Handscanner im zweiten Jahr, verlasse ich mich diesmal ganz auf die Stoppuhr-App auf meinem Smartphone und einen Zettel für Notizen.

Nach 2:43:45 Stunden stoppe ich die erste Staffel. Startnummer 18, „Berlingo Runners“. Die Zweiten folgen knapp 2 Minuten später: Startnummer 25, „Design2Run“. Und auch nicht viel später die erste Mixed Staffel von „OpenSports“. Mit einer etwas längeren Pause kommt jetzt eine Staffel nach der anderen ins Ziel. Manchmal im Sekundenabstand fast reif für ein Fotofinish, mal bewusst Hand-in-Hand, aber stets mit einem Lächeln!

Endlich geschafft.

An diesem Punkt etwa habe ich meinen Bericht gestartet: „Geschafft! Der letzte Läufer der letzten Staffel hat die Ziellinie überquert.“

Das war allerdings noch nicht alles.

Während einige Staffeln schon aufgebrochen waren, folgte noch die Ehrung der jeweils ersten drei Staffeln in den Kategorien „Mixed“, „Männer“ und „Frauen“.
Es gab Urkunden und die eingangs erwähnten Medaillen. Selbstgebacken und, zwar nicht perfekt, aber dafür vielleicht um so wertvoller. Danke Claudia!

Was nicht unerwähnt bleiben soll: Wir haben unser Equipment wieder im Bulli verstaut, das Stadion ordentlich hinterlassen, beim Platzwart noch einmal für das späte Erscheinen am Morgen um Entschuldigung gebeten uns beim Radbarista und den Helfern vom Roten Kreuz bedankt, den ganzen Krempel im Lager am Millerntor verstaut und schließlich mit einem versprengten Häufchen von 4 Übriggebliebenen bei einem Astra und etwas zu Essen Pläne für das nächste Jahr geschmiedet, was allerdings verfrüht ist. Kritik und Pläne für das nächste Jahr gibt es natürlich auf dem Nachtreffen zum Stadtparkstaffelmarathon und auf dem ersten Vorbreitungstreffen für den 4. Stadtparkstaffelmarathon 2020. Schaut ins Forum und seid dabei!

Forza!

Jan

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